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Das Kalenderblatt

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KW 38 / 2020

Eine Kalenderwoche weiter

 

Schwarzer September

Vor 50 Jahren: Putschversuch von „Palästinensern“ im Königreich Jordanien

Karte von Jordanien mit Hauptstadt Amman zur Zeit des Bürgerkriegs 1970.. Anmerkung: Der Gazastreifen ist heute komplett unter palästinensischer Verwaltung Quelle: wikipedia.de / Deutsch: Karte Jordaniens, aus CIA World Factbook, public domain

16.09.1970: In der jordanischen Stadt Irbid rufen militante Palästinenser eine Volksregierung aus. Der jordanische König Hussein verhängt daraufhin das Kriegsrecht und überträgt die Regierungsgewalt dem Militär. Mit erbitterten Häuserkämpfen gelingt es der jordanischen Armee, die großen Städte wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Verluste sind auf beiden Seiten so hoch, dass König Hussein und PLO-Chef Arafat nach 10 Tagen Bürgerkrieg einem Waffenstillstandsabkommen zustimmen.

September 1970: PLO-Chef Jassir Arafat (rechts im Bild) mit Saudi-Arabiens König Faisal (Mitte) und Ägyptens Präsident Nasser (links i.B.) auf einem arabischen Gipfeltreffen. Nasser hatte das Waffenstillstandsabkommen vorgeschlagen und starb kurz nach dem Treffen an einem Herzinfarkt († 28.09.1970) Quelle: wikipedia.de, public domain

Die palästinensischen Kämpfer müssen das Land verlassen. Die PLO (von engl. Palestine Liberation Organization) verlegt ihren Sitz daraufhin in den Libanon. Diese Niederlage der Palästinenser geht als „schwarzer September“ in ihre (junge) Geschichte ein.

* * *

Die PLO hat sich die „Befreiung Palästinas“ auf die Fahnen geschrieben. Doch im 6-Tage-Krieg 1967 verlor Jordanien das 1948 eroberte Westjordanland an Israel. Deshalb hatte die PLO ihre Operationsbasen nach Jordanien verlegt und sich dort mit 400.000 zusätzlichen Flüchtlingen zu einem Staat im Staate entwickelt.

Als der sogenannte „Arabische Frühling“ 2011 begann, schrieb der Münchener Historiker Michael Wolffsohn in der Zeitschrift FOCUS von einer „goldenen Chance zur Lösung des Palästina-Konflikts“: Historisch sei Jordanien 1920 ohnehin „Palästina“ gewesen. Auch demografisch sei das heutige Jordanien „Palästina“, weil rund zwei Drittel seiner Staatsbürger „Palästinenser“ seien – sogar die Königin Rania sei Palästinenserin. Und seit jeher habe die Opposition die 1921 von den Briten „importierte“ Königsfamilie als Fremdherrschaft empfunden. Es könne eine Republik Palästina-Jordanien mit den Bundesländern Westjordanland und ggf. dem Gazastreifen entstehen.

Auch wenn aus dem Arabischen „Frühling“ nichts wurde, erkennen immer mehr Araber, dass nicht Israel ihr besseres Leben verhindert, sondern ihre eigenen Diktatoren.

Uwe Schütz

mehr bei uns aus der Zeit: mehr bei uns über Palästina:  
1920 : Aufteilung des Osmanischen Reichs - Briten nennen ihr Gebiet Palästina
1923 : 1. Teilung von Palästina - Gebiete östlich des Jordans werden Trans-Jordanien
1945 : Gründung der arabischen Liga
1947 :
2. Teilung von Palästina - Gebiete westlich des Jordans in jüdischen u. arabischen Staat
1948 : Gründung des Staates Israel
1949 : Jordanien erobert das Westjordanland

1959 : Gründung der Fatah zur Befreiung Palästinas
1967 : Israel erobert das Westjordanland
1970 : Putschversuch von
Palästinensern“ in Jordanien
1972 : Anschlag von
Palästinensernauf israelische Olympia-Mannschaft in München
1987 : 1. Intifada und Gründung der Hamas
1994 : Autonomie-Abkommen zwischen Israel und PLO
2002 : Israelis kapern Frachter mit für 2. Intifada geschmuggelten Waffen
2005 : Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen
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