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850.
Ausgabe vom AREF-Kalenderblatt
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NagelprobeVor 10 Jahren: Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen
12.09.2005: Im Gazastreifen rollt kurz nach Mitternacht der letzte israelische Militärkonvoi Richtung Grenze. Die palästinensische Polizei versucht vergeblich, die bis dahin jüdischen Gebiete abzuriegeln: Mit lautstarkem Jubel und Schüssen in die Luft dringen Palästinenser ein, zünden Synagogen an, zerstören die zurückgelassenen Gewächshäuser und feuern eine Kassam-Rakete auf die israelische Wüstenstadt Sderot. Palästinenserführer Mahmud Abbas (rechts im Bild) kommentiert den israelischen Abzug mit den Worten, der erste Teil Palästinas sei befreit. Auf die Anarchie im Land angesprochen antwortet er: Geben Sie mir Zeit bis Ende des Jahres, und ich werde das Chaos kontrollieren können. * * * 38 Jahre zuvor hatte Israel den Gazastreifen im Sechs-Tage-Krieg (1967) von Ägypten erobert, seit 1994 steht er unter palästinensischer Verwaltung. Mit der Ausrufung der Zweiten Intifada (2000) nahmen die Anschläge auf jüdische Einrichtungen wieder zu. 2004 setzte Israels Premierminister Ariel Scharon mit Stimmen aus der Opposition und Gegenstimmen aus den eigenen Reihen die zwangsweise Evakuierung aller Israelis aus dem Gazastreifen durch. US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach von einer historischen Chance für eine Wiederbelebung" des internationalen Friedensplans (Road Map). Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Als die Hamas im Jahr darauf bei den Parlamentswahlen (2006) die absolute Mehrheit gewann und der Westen eine Einheitsregierung forderte, eskalierten die innerarabischen Spannungen zwischen der radikal-islamischen Hamas und der links-nationalen Fatah, die vom Westen unterstützt wird. Wenn in der arabischen Welt gewählt wird, entscheiden gläubige Muslime danach, wer ihrer Meinung nach für den wahren Islam eintritt. Deshalb würde die Hamas, die Verhandlungen mit Israel ablehnt, bei freien Wahlen wohl auch die Macht im Westjordanland gewinnen. Der Friedensprozess scheitert also offenbar nicht, wie es oft kolportiert wird, an jüdischen Siedlungen. Autor: Uwe Schütz |