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KW 41 / 2022

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Die vierte Gewalt

Vor 60 Jahren: „SPIEGEL-Affäre“ löst Regierungskrise aus

10.10.1962: Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL schreibt: "Die Bundeswehr hat heute - nach fast sieben Jahren deutscher Wiederbewaffnung und nach sechs Jahren Amtsführung ihres Oberbefehlshabers Strauß - noch immer die niedrigste Nato-Note: zur Abwehr bedingt geeignet." Das Foto zeigt die Truppenstärken von Ost und West im Falle eines konventionellen Großangriffs auf Westeuropa. Foto: Screenshot von 60 Jahre Deutschland auf Phoenix.

Oktober 1962: Die SPIEGEL-Affäre treibt die Bundesbürger auf die Straße. Auf Spruchbändern steht "Rettet die Demokratie"
Oktober 1962: Die SPIEGEL-Affäre treibt die Bundesbürger auf die Straße. Auf Spruchbändern steht "Rettet die Demokratie" Foto: Screenshot der Doku "Skandal! Große Affären in Deutschland" auf Phoenix
Buch "Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist" von den Bestseller-Autoren Richard David Precht und Harald Welzer
Ausgabe 41/1962 des SPIEGEL, der die SPIEGEL-Affäre auslöste. Sie zeigt Friedrich Foertsch, den damaligen Generalinspekteur der Bundeswehr
Buch "Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist" von den Bestseller-Autoren Richard David Precht und Harald Welzer Ausgabe 41/1962 des SPIEGEL, der die SPIEGEL-Affäre auslöste. Sie zeigt Friedrich Foertsch, den damaligen Generalinspekteur der Bundeswehr

10.10.1962: Unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ erscheint im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL ein Artikel über das Herbst-Manöver der NATO. Er zitiert aus Bundeswehr-internen Dokumenten und stellt wegen ihrer mangelhaften Ausstattung ihre Verteidigungsbereitschaft infrage.

Unter dem Verdacht, Staatsgeheimnisse verraten zu haben, werden Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein und leitende Redakteure vorübergehend festgenommen und die Redaktionsräume in Hamburg und Bonn durchsucht. Viele Journalisten sind jedoch der Meinung, Verteidigungsminister Franz Josef Strauß wolle das Blatt vernichten, in dem er fortlaufend in der Kritik steht.

Ohne die Ermittlungen abzuwarten, spricht Bundeskanzler Konrad Adenauer im Deutschen Bundestag von Landesverrat. Doch der Bundesgerichtshof stellt drei Jahre später fest, dass dafür keine Beweise gefunden wurden.

* * *

Heute gilt die sogenannte „SPIEGEL-Affäre“, bei der am Ende der Verteidigungsminister auf sein Amt verzichtete und der Bundeskanzler seinen Rücktritt ankündigte, als Sieg der in Artikel 5 / Grundgesetz garantierten Pressefreiheit.

Und wie nutzen Journalisten die freie Ausübung ihrer Tätigkeit und die unzensierte Veröffentlichung von Information und Meinungen (heute)?

Stefan Aust, Journalist und früherer Chefredakteur des SPIEGEL, kritisierte 2019 zum „Tag der Pressefreiheit“: „Viele Medienschaffende sehen sich heute als Interessenvertreter“.

Richard David Precht und Harald Welzer werfen in ihrem Buch „Die vierte Gewalt“ den Leitmedien vor, die Welt auch bei komplexeren Themen wie Corona und Energiewende reflexartig in Gute und Böse einzuteilen. Dabei wäre es bei unklaren Sachverhalten für eine Demokratie besonders wichtig, so breit wie möglich zu berichten.

Der langjährige Fernsehjournalist Hanns Joachim Friedrichs sagte kurz vor seinem Tod (1995) in einem Interview, bei der BBC in London haben er gelernt, Distanz zu halten, sich nicht gemein (zu) machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, denn „Nur so schaffst du es, dass die Zuschauer dir vertrauen, (...), dich jeden Abend einschalten und dir zuhören“.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller

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mehr bei uns aus der Zeit: mehr bei uns über bundesdeutsche Nachkriegsgeschichte:
 
1961 : Contergan-Skandal
1962 : Sturmflut an der Nordseeküste
1962 : Rundfunkansprache von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard
1962 : 1. Fernsehsatellit
1962 : Kuba-Krise
1962 : SPIEGEL-Affäre
1963 : Sendestart des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF)
1963 : US-Präsident John F. Kennedy besucht Berlin
1963 : Bergwerksunglück bei Lengede
1964 : Martin Luther King besucht Berlin
1967 : Bundesregierung führt die Mehrwertsteuer ein
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