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Segen oder Fluch?Vor 15 Jahren: Bundeskanzler Schröder verkündet die Agenda 2010
14.03.2003: In einer Regierungserklärung verkündet Bundeskanzler Gerhard Schröder im Bundestag die Agenda 2010. Mit umfangreichen Reformen will er für mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit und für mehr Beschäftigung sorgen und die ständig steigenden Arbeitslosenzahlen und Sozialausgaben in den Griff bekommen. Insbesondere seine Ankündigung, die Leistungen des Staates zu kürzen und mehr Eigenleistung zu fordern, führt zu heftigen Kontroversen gerade auch in der eigenen Partei (SPD). So manche Gesetzesreform kann Schröder nur mit Rücktrittsdrohungen durchsetzen. * * * Mit der Senkung der Lohnnebenkosten sprang die deutsche Wirtschaft wieder an, und die Zahl der Arbeitslosen ging zurück, aber die Zahl der Menschen in Leiharbeit und Niedriglohn stieg massiv an. Warum? Der Arbeitsmarkt sollte beweglicher werden. Aber anstatt den Kündigungsschutz für neue Arbeitsverhältnisse zu lockern, hob man die zeitliche Begrenzung von Leiharbeit auf. Es darf sich meines Erachtens aber nicht lohnen, Arbeitskraft auf Dauer zu mieten anstatt Menschen einzustellen. Wer diese Art von Menschenhandel verhindern will, der könnte den Kündigungsschutz senken, denn er ist Segen und Fluch zugleich: Er schützt die Belegschaft, aber macht es denen, die schon lange draußen sind, schwer hereinzukommen. Und welcher Lohn soll gelten, wenn es keinen Tarifvertrag gibt? Schon zu biblischer Zeit, als das jüdische Volk über den Jordan zog und sich in Kanaan niederließ, galt der Satz: "Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden." (5. Mose 25, 4) Gut 1.000 Jahre später
nahm Jesus darauf Bezug und stellte klar: "Ein Arbeiter ist seines
Lohnes wert." (Lukas 10, 7) Uwe Schütz |